Vor allem ungesund: The American Way of Life

The Way of Live ist in den USA im Vergleich zu anderen Industrieländern vor allem kurz. Das hat eine Studie ergeben, die derzeit für Beunruhigung unter Gesundheitsexperten sorgt – von einer „gesundheitlichen Benachteiligung“ der US-Bürger ist gar die Rede. Die Frage, wer warum benachteiligt wird, ist auch nicht schwer zu beantworten, wenn man sich ansieht, woran es denn besonders hapert. In der vom Gesundheitsministerium beim Institute of Medicine und dem National Research Council in Auftrag gegebene Studie werden neun Aspekte genannt, bei denen die Einwohner der USA gegenüber vergleichbaren Industrieländern wie Kanada, Japan, Australien und Westeuropa besonders schlecht abschneiden:

– Kindersterblichkeit und geringes Geburtsgewicht
– Verletzungen und Mord
– Jugendschwangerschaften und übertragbare Sexualkrankheiten
– HIV und AIDS
– Todesfälle durch Drogen
– Fettleibigkeit und Diabetes
– Herzerkrankungen
– chronische Lungenerkrankungen
– Behinderungen

Damit zeichnet die Studie die Probleme der US-Gesellschaft nach. Seit der von den Republikanern durchgesetzten Vollstreckung der Reaganomics, also einer neoliberalen Wirtschaftspolitik, die sämtliche sozialen Errungenschaften für die breite Masse systematisch torpediert hat, geht es auch mit dem Gesundheitszustand der Bevölkerung abwärts – und natürlich trifft es vor allem die Menschen, die zu den Verlierern der neuen wirtschaftlichen Freiheit gehören. Der Versuch der demokratisch geführten Regierungen, eine Krankenversicherung für alle einzuführen, wurde bislang als Eingriff in die persönliche Freiheit denunziert und als kommunistische Bevormundung abgeschmettert. Die ebenfalls von Republikanern unterstützte Waffenlobby trägt auch zur niedrigeren Lebenserwartung der US-Bürger bei. Und last but not least haben auch die religiösen Eiferer von der Christenfront einen gewissen Anteil daran – wer als Verhütungsmittel schlicht „kein Sex vor der Ehe“ anbietet und Teenager nicht aufklärt, trägt aktiv zu den oben genannten Problemen zu früher Schwangerschaften und der Verbreitung sexuell übertragbarer Krankheiten bei. Das hat weniger mit Gottes Willen als mit der menschlichen Ignoranz zu tun.

Interessant ist aber auch, dass die Armen zwar eher krank und schlechter versorgt werden und entsprechend früher sterben, aber auch die Lebenserwartung bei den weißen, gutausgebildeten und deshalb besser verdienenden Amerikanern sinkt – wenn auch nicht so deutlich wie bei denen, die sich keine Krankenversicherung leisten können. Die Gesundheitsexperten selbst nennen vier Gründe für den schlechten Gesundheitszustand vieler US-Bürger:

– Das Gesundheitssystem: Im Gegensatz zu den Vergleichsländern sind in den USA viele Menschen nicht versichert und haben somit keinen Zugang zur eigentlich guten Gesundheitsversorgung. Dazu kommt, dass die Programme für arme Menschen schlecht ausgestattet sind, die dann eben nicht versorgt werden, wenn das Geld alle ist.

– ungesunde Lebensweise: Zwar rauchen und trinken die US-Amerikaner weniger als die Einwohner der Vergleichsländer, dafür konsumieren sie mehr Kalorien und nehmen andere Drogen zu sich. Außerdem sind sie häufiger in Autounfälle verwickelt, bei denen Drogenkonsum eine Rolle spielt und tja, sie werden häufiger erschossen. Vermutlich spielt auch die Art der Ernährung eine Rolle, die wird zwar nicht extra aufgeführt, aber in den USA besteht die Nahrung aus viel Fleisch, viel Fett, viel Zucker, vielen Fertigprodukten und vielen Zusatzstoffen. Das kann nicht gesund sein.

– Soziale und Wirtschaftliche Bedingungen: Zwar ist das Durchschnittseinkommen in den USA relativ hoch, es ist aber zunehmend ungleich verteilt, weshalb es auch immer mehr arme Menschen gibt. Und die armen Menschen haben mehr gesundheitliche Probleme, eine schlechtere Ausbildung und immer weniger Möglichkeiten, aufzusteigen und für bessere Lebensbedingungen zu sorgen. Die Gesundheitsversorgung der Abgehängten wird immer schlechter.

– Umwelteinflüsse: Die US-Lebensweise ist sehr stark auf die Benutzung von Autos angelegt, weshalb die Leute körperlich immer inaktiver werden.

Fazit: Der American Way of Life ist eher ein Alptraum als ein erstrebenswertes Vorbild. Mit der zunehmenden Ungleichheit in der Gesellschaft ist die Lebenserwartung der US-Bürger spürbar gesunken – noch in den 1950er Jahren war die Lebenserwartung in den USA höher als die in den meisten Industrieländern. Vermutlich setzen die USA auch hier wieder einen Trend, denn es ist zu erwarten, dass infolge der ganzen Krisen auch in Europa die Lebenserwartung sinken wird. In Griechenland beispielsweise wurde das Gesundheitssystem infolge der rigorosen Sparpolitik schon weitgehend demontiert.

Dickes Paar

Übergewicht ist ein Problem in den USA, allerdings nicht nur dort. Dieses Paar steht in Goslar.

Über modesty

Akademisch gebildetes Prekariat. Zeittypische Karriere: anspruchsvolle Ausbildung, langwieriger Berufseinstieg, derzeit anstrengender, aber schlecht bezahlter Job mit unsicherer Perspektive. Vielseitige Interessen, Literatur, Film, Medien, Wissenschaft, Politik, Geschichte, Gesellschaft, Zeitgeschehen. Hält diese Welt keineswegs für die beste aller möglichen, hofft aber, dass sie besser werden kann. Möchte gern im Rahmen der bescheidenen Möglichkeiten dazu beitragen.
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3 Antworten zu Vor allem ungesund: The American Way of Life

  1. Stefan Wehmeier schreibt:

    Wirtschaftliche Freiheit

    Die persönliche Freiheit ist … die grundlegendste aller Freiheiten, sie vermag aber ebenso wenig wie die politische Freiheit das Herzstück der Freiheit zu verbürgen, auf das es entscheidend ankommt: die wirtschaftliche Freiheit, verkörpert in dem Recht auf Teilnahme am Wettbewerb.
    Diese wirtschaftliche Freiheit ist heute offensichtlich arg eingeschränkt. Das will aber keineswegs besagen, dass sie etwa in der Vergangenheit in voller Gänze bestanden hätte.

    War es nicht vielleicht gerade der ursprüngliche Mangel an wirtschaftlicher Freiheit gewesen, der zu immer weitergehenden Freiheitsbeschränkungen geführt hat? … War nicht der Staat, um diese aus der Vorenthaltung der wirtschaftlichen Freiheit entstehenden Störungen zu überbrücken, zu immer weitergehenden Eingriffen in die Wirtschaft genötigt, die ihrerseits nur in einer immer stärkeren Einschränkung des Wettbewerbes bestehen konnten?
    Dieser Gedankengang hat um so mehr für sich, wenn man … die wirtschaftliche Unfreiheit mit einer Einschränkung oder gar Ausschließung des Wettbewerbs gleichsetzt. Jede derartige Behinderung des Wettbewerbs für den einen muss ja zugleich ein Monopol für den anderen darstellen. Monopol aber heißt rundweg Ausbeutung, und zwar Ausbeutung des einen durch den anderen, heißt Klassenbildung, Klassenstaat, soziale Frage, verstärkte Einmischung des Staates in das Wirtschaftsleben und die Sozialfürsorge, heißt Bürokratismus und schließlich allgemeines staatliches Wirtschaftsmonopol im Staatskapitalismus (Kommunismus).
    Bereits auf dieser Stufe der Betrachtung beginnen sich die folgenden Zusammenhänge in groben Umrissen abzuzeichnen:

    Erstens, dass wirtschaftliche Freiheit mit freiem Wettbewerb gleichzusetzen ist, den es bisher augenscheinlich noch nicht gegeben hat;
    zweitens, dass zwischen der mangelnden wirtschaftlichen Freiheit und den Wirtschafts- und sozialen Störungen, die zu immer einschneidenderen Maßnahmen des Staates drängen, ein ursächlicher Zusammenhang besteht;
    drittens, dass „wirtschaftliche Unfreiheit“, „Ausbeutung“, „soziale Frage“, „Beschränkung jedweden Wettbewerbs“ und „Monopol“ lediglich fünf verschiedene Bezeichnungen für ein und dasselbe sind.

    Es ist jedenfalls erstaunlich, …dass der ursächliche Zusammenhang zwischen der sozialen Frage einerseits und der wirtschaftlichen Unfreiheit andererseits von den Berufsökonomen nur höchst unvollständig erkannt worden ist. Diese Tatsache ist … vor allem auf die ungenaue Auslegung des Begriffes des Monopols zurückzuführen, die es verhindert hat, die beiden uralten Monopole Geld und Boden als solche zu erkennen, obgleich es sich bei ihnen sogar um die beiden primären Monopole handelt, die alle anderen nach sich ziehen. So kam es, dass man von einer „freien Wirtschaft“ sprach und spricht, wo in Wirklichkeit der Zwang dieser beiden Monopole uneingeschränkt herrscht.

    Halbwegs glücklich?

    • Ihr text hat mit dem obenstehenden, wie immer, wenn Sie irgendwo kommentieren, nichts bis wenig zu tun.

      Freiheit ist immer eine angelegenheit von herrschaft. Nichts anderes als die erlaubnis »etwas zu dürfen«.

      Die zustände, die hier herrschen, gibt es nicht, weil hier zu wenig oder die »falsche« freiheit vorhanden wäre. Im gegenteil, sie sind das ergebnis der freiheit.

  2. monopoli schreibt:

    Hat dies auf monopoli rebloggt.

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