Jedes Jahr aufs Neue: Jetzt also 2013

Nein, ich habe mir die Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin nicht angetan – was soll sie auch anderes sagen als „Weiter machen und Maul halten!“. Auch sonst kommt mir das neue Jahr nach nur einem Tag schon verdächtig so vor wie das alte – das Wetter ist noch immer so lala, die Schwaben haben die Berliner Mitte so fest im Griff, dass arme Ossis wie der Thierse keine Schrippen mehr bekommen und die Amis haben ihre Sparbremse mal wieder ein bisschen nach hinten verschoben, so dass die Welt erstmal aufatmen kann: Die nächste große Rezession kommt irgendwann später.

Berliner Fernsehturm

Kurzer Lichtblick zum Jahresende: Berlin ist Baustelle und Rummelplatz zugleich. Gelegentlich mit fantastisch blauem Himmel.

Dass sämtliche Klippen des Überlebens für Normalverdiener und alle die noch weniger haben, damit immer höher werden, nimmt die winzige Richtig-Gutverdienerschicht am Ruder dafür gern in Kauf: Ihnen geht es ja nicht an den Kragen, wenn Gesundheits- und Sozialprogramme zusammengestrichen werden, von denen sie ohnehin nie profitieren könnten. Dann doch lieber wieder keine beziehungsweise eine rein symbolische Steuererhöhung.

Das ist nun mal so in einer Demokratie: Wenn sich die Regierenden nicht einigen können, dann einigt man sich auf eine eventuelle Einigung irgendwann später und verkauft das als Lösung. Ist es ja auch, für den Moment zumindest. Hierzulande ist das ja nicht anders, alles, was irgendwie unangenehm ist, wird vertagt, bis es sich nicht mehr vertagen lässt, und dann wird in einigen Nachtsitzungen, wenn die Teilnehmer zu müde sind, um noch zu peilen, was sie da eigentlich verhandeln, der schlechtmöglichste Kompromiss als Gesetzesvorlage verabschiedet.

Nein, ich mache mir wenig Hoffnung, dass 2013 irgendetwas besser würde. Auch wenn ich es sehr wünsche – aber die Wunsch- und Vorsatzexperten empfehlen jedes Jahr wieder, dass man sich auch bei den besten Vorsätzen lieber nur realistische Ziele stecken sollte. Am besten nochmal drüber schlafen. Das Jahr ist noch lang genug für den einen oder anderen guten Vorsatz.

Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich an dieser Stelle ein trotzdem gutes neues Jahr. Es muss ja nicht alles immer nur schlechter werden, nur weil es überaus wahrscheinlich ist. Hoffen ist menschlich.

Ich werde jetzt trotzdem nicht dazu aufrufen, lieber das Positive zu sehen und ähnliches blödes Zeug, weil man sich im Gegenteil das Negative noch viel genauer ansehen müsste – schon um es künftig besser vermeiden zu können. Sich nicht auf jeden Scheiß einlassen ist vermutlich ein ganz gutes Rezept für ein besseres neues Jahr. Oder überhaupt ein besseres Leben.

Über modesty

Akademisch gebildetes Prekariat. Zeittypische Karriere: anspruchsvolle Ausbildung, langwieriger Berufseinstieg, derzeit anstrengender, aber schlecht bezahlter Job mit unsicherer Perspektive. Vielseitige Interessen, Literatur, Film, Medien, Wissenschaft, Politik, Geschichte, Gesellschaft, Zeitgeschehen. Hält diese Welt keineswegs für die beste aller möglichen, hofft aber, dass sie besser werden kann. Möchte gern im Rahmen der bescheidenen Möglichkeiten dazu beitragen.
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5 Antworten zu Jedes Jahr aufs Neue: Jetzt also 2013

  1. pantoufle schreibt:

    Moin Modesty
    Du hast Dir DIESE Ansprache nicht angetan? Na sowas aber auch… Du hast also diese bemerkenswerte Mischung zwischen Weihnachtspredigt und »Frau im Spiegel« freiwillig verpasst? Dann will ich Dir aus alter Solidarität eine kurze Zusammenfassung geben:

    »Sind wir nicht alle…
    [ ] Brüder/Schwestern
    [ ] Mitmenschen
    [ ] betroffen

    und wünschen wir uns für das neue Jahr

    [ ] Sicherheit
    [ ] Liebe
    [ ] mehr Kohle
    [ ] Die Revolution
    ?.
    Leider gibts das auch dieses Jahr nicht – und schon gar nicht umsonst!
    Denn die Krise ist

    [ ] fast schon beendet
    [ ] so gut wie erledigt
    [ ] welche Krise?

    Neulich hatte ich (die Kanzlerin: Das bin ich! Auch nach 2013 – dank Peer!)

    [ ] ein behindertes Kind auf dem Arm
    [ ] ein totkrankes Kind auf dem Arm
    [ ] ein wie durch ein Wunder genesenes Kind auf dem Arm
    [ ] suchte verzweifelt ein Kind, das auf den Arm wollte

    … und da wurde mir klar, daß

    [ ] alles so bleibt, wie es ist
    [ ] es langsam, aber sicher besser wird
    [ ] es noch lange nicht besser wird
    [ ] mir dieser Zustand eigentlich recht gut gefällt
    [ ] es mit rot-rot noch viel schlimmer kommt

    Und so wünsche ich Ihnen allen, die da vor den Radios sitzen

    [ ] bleiben Sie so indolent, wie Sie sind
    [ ] lesen Sie um Gottes Willen keine Zeitung
    [ ] Lesen Sie nicht das Kleingedruckte auf dem Wahlzettel
    [ ] Kaufen Sie soviel, daß die Schwarte kracht
    [ ] ist das die Rede von letztem Jahr?
    [ ] ein starkes Narkotikum

    In diesem SInne
    Ihre Kanzlerin ohne Bonus

    Mit besten Grüßen für das neue Jahr
    das Pantoufle

    • modesty schreibt:

      Vielen Dank für diese Universalzusammenfassung! Die kann ich dann jedes Jahr wieder verwenden, wenn ich das recht sehe…

      Wobei ich folgende TITANIC-Dokumentation auch nicht schlecht fand: Die gesamte Neujahrsansprache der Kanzlerin
      „Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger … blablabla … ist es doch toll, was unsere Forscher alles hinkriegen. Ich z.B. sehe täuschend echt aus, bin aber bloß eine Handpuppe in den Griffeln der Wirtschaft … blablablablubb … Deshalb bin ich froh und stolz, Kanzlerin dieses Landes zu sein, und nicht etwa Putzfrau in Kirgisistan … blablaleerlaufblablaschiefemetapherblabla … denken wir an diesem Tag besonders an die Menschen, die für die Sicherheit unserer Arbeitsplätze sorgen: danke, Peer Steinbrück! … lalala … können Sie mich auch jederzeit als Märchentante buchen unter der Nummer 030… uswusf … wünsche ich Ihnen und Ihren Familien ein gesundes, erfülltes und frohes neues Jahr 2013 und Gottes Segen. Puh, geschafft. Habe ich den Schei… Schnitt! Schnitt!“

  2. artikulant schreibt:

    Hoffen darf man ja und außerdem, die Hoffnung stirbt zuletzt …
    … aber: sie stirbt auch

    Auch ein Gutes Neues Jahr!
    … und danke für den Blog – lese immer sehr gerne hier

  3. Stefan Wehmeier schreibt:

    Ockhams Gesetz

    Wenn die einfachste Theorie alles erklärt und zudem ganz ohne irrationale Annahmen auskommt, während alle anderen Theorien eigentlich gar nichts erklären und im Grunde nur irrationaler Unfug sind, ist davon auszugehen, dass die einfachste Theorie die richtige ist:

    (Vorwort zur 7. Auflage der NWO) „Die Wirtschaftsordnung, die Gesellschaftsordnung, der Staat sind, das sieht man jetzt endlich ein, auf dem Geldwesen, auf der Währung aufgebaut. Mit der Währung steht und fällt der Staat, und zwar nicht nur der Staat, wie ihn die herrschende Schicht zu Herrschaftszwecken errichtet hat, sondern der Staat schlechthin, der Staat der Bureaukraten, der Sozialisten, sogar der „Staat“ der Anarchisten. Denn mit dem Sturz der Währung hört jedes höhere Gesellschaftsleben einfach auf, und wir fallen in die Barbarei zurück, wo es keinen Streit um Staatsformen gibt.“

    (NHC II,2,001) Wer die Erklärung dieser Worte findet, wird den Tod nicht schmecken.
    (NHC II,2,044) Wer den Vater lästern wird, dem wird man vergeben; wer den Sohn lästern wird, dem wird man vergeben; wer aber den heiligen Geist lästern wird, dem wird man nicht vergeben, weder auf der Erde noch im Himmel.
    (NHC II,2,055) Wer nicht seinen Vater hasst und seine Mutter, wird mir nicht Jünger sein können. Und wer seine Brüder nicht hasst und seine Schwestern und nicht sein Kreuz trägt wie ich, wird meiner nicht würdig sein.
    (NHC II,2,105) Wer den Vater und die Mutter kennen wird, er wird Sohn der Hure genannt werden.
    (NHC II,2,106) Wenn ihr die zwei zu einem macht, werdet ihr Söhne des Menschen werden. Und wenn ihr sagt: „Berg, hebe dich hinweg!“, wird er verschwinden.
    (NHC II,2,113) Seine Jünger sagten zu ihm: „Das Königreich, an welchem Tag wird es kommen?“ Jesus sagte: „Es wird nicht kommen, wenn man Ausschau nach ihm hält. Man wird nicht sagen: „Siehe hier oder siehe dort“, sondern das Königreich des Vaters ist ausgebreitet über die Erde, und die Menschen sehen es nicht.“ ***

    Mutter = Summe aller Ersparnisse
    Hure = Finanzkapital
    Brüder und Schwestern = Sachkapitalien
    Berg = Rentabilitätshürde
    Tod = Liquiditätsfalle
    Vater (der Kultur) = Kreditangebot
    Sohn = Kreditnachfrage
    heiliger Geist = umlaufgesichertes Geld
    (heilig = gesichert; Geist = Geldumlauf)
    Königreich des Vaters = Natürliche Wirtschaftsordnung

    *** (Vorwort zur 3. Auflage der NWO) „Die Wirtschaftsordnung, von der hier die Rede ist, kann nur insofern eine natürliche genannt werden, da sie der Natur des Menschen angepasst ist. Es handelt sich also nicht um eine Ordnung, die sich etwa von selbst, als Naturprodukt einstellt. Eine solche Ordnung gibt es überhaupt nicht, denn immer ist die Ordnung, die wir uns geben, eine Tat, und zwar eine bewusste und gewollte Tat.

    Der Kurzsichtige ist selbstsüchtig, der Weitsichtige wird in der Regel bald einsehen, dass im Gedeihen des Ganzen der eigene Nutz am besten verankert ist.“

    Jüngstes Gericht

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