Finanzkrise als Glaubenskrise: Die Irrtümer der Ökonomen

Besser spät als nie: Seit im August 2008 mit der Pleite der Lehman Brothers der Stöpsel gezogen wurde und die ganze Finanzwirtschaft gurgelnd im Abfluss verschwand, wurden auch die bisher geltenden Glaubenssätze der Ökonomen in den Orkus gespült. Nun gilt es also, neue zu finden. In der vergangenen Woche trafen sich 300 Wirtschaftsexperten zur Jahrestagung des Institute for New Economic Thinking in Berlin – unter dem bezeichnenden Motto Paradigm Lost.

Das Handelsblatt berichtet unter dem Titel „Die größten Irrtümer der Volkswirtschaftslehre“ von dem Kongress und den Schwierigkeiten, zu einem neuen Denken in der Volkswirtschaftslehre und überhaupt in den Wirtschaftswissenschaften zu finden. Vorläufiges Resümee: Funktionierende Denk-Alternativen gibt es in der Wirtschaftswelt zwar noch lange nicht, aber immerhin wird langsam auch den Wirtschaftswissenschaftlern klar, wo die Schwachstellen ihrer alten Modelle liegen.

Als erster Irrtum wird die Vorstellung vom Homo oeconomicus genannt – der durch und durch ökonomisch denkende Mensch, der stets seinen materiellen Nutzen im Blick hat und durch entsprechende Anreize gesteuert werden kann, existiert nicht. Menschen sind eben nicht nur an Geld interessiert, sondern daran, auch jenseits der materiellen Selbsterhaltung etwas Sinnvolles zu tun. Auch liegt den meisten Menschen viel an Fairness und dem Wohlergehen anderer – Menschen sind durchaus bereit, zu verzichten, damit es anderen besser geht. Oder wie Verhaltensbiologen schon lange sagen: „Der wahre Egoist kooperiert“. Denn das Leben in einer Gesellschaft, deren Mitglieder sich umeinander kümmern ist sehr viel angenehmer als in einer, in der jeder selbst sehen muss, wie er klar kommt. Bisher hat die Ökonomie das in ihren Modellen nicht berücksichtigt und derzeit ist auch nicht absehbar, ob und wie sie das künftig tun wird.

Die einzelnen Unternehmen dagegen haben das durchaus erkannt, und nutzen die verschiedenen Möglichkeiten, Menschen zu motivieren, ohne ihnen materielle Anreize zu geben, bereits mehr oder weniger subtil. Auch die Werbeindustrie hat längst erkannt, dass man den Leuten statt langweiliger Kosten-Nutzen-Analysen doch viel besser irrationale Glücksversprechen verkaufen kann.

Menschen denken nicht rational

Genauso falsch lagen die Ökonomen mit ihrer Vorstellung, dass Menschen, wenn sie sich Gedanken über ihre Zukunft machen, alle verfügbaren Informationen optimal ausnutzen und dabei keine systematischen Fehler machen. Wäre das so, hätte ein Carsten Maschmeyer niemals mit windigen Lebensversicherungen ein Vermögen machen können, genau wie sich niemand Schrottimmobilien als Altersvorsorge hätte aufschwatzen lassen. Nicht einmal Finanzprofis denken rational, sondern verzocken nicht nur der Oma ihr klein Häuschen, sondern gleich Milliardenbeträge, die mal eben das eine oder andere systemrelevante Finanzinstitut, ja sogar ganze Staaten in den Ruin treiben. Menschen sind in der Praxis gar nicht in der Lage, alle relevanten Informationen einzuholen – schon weil oft gar nicht erkannt wird, welche Information für eine Entscheidung überhaupt relevant ist. Heerscharen von Wirtschaftsberatern waren nicht in der Lage, die nahende Finanzkrise zu erkennen und richtig zu reagieren. Dazu kommt, dass die Zukunft oft von Ereignissen bestimmt wird, die im Vorfeld nicht zu erwarten sind. Wer hätte vor dreißig, ja vor zwanzig Jahren gedacht, welche Rolle Computer, das Internet oder Handys einmal spielen würden?

Auch von der Vorstellung stabiler und effizienter Finanzmärkte mussten sich die Theoretiker verabschieden – in der Theorie sind sämtliche Informationen in den jeweiligen Kursen enthalten, Spekulationsblasen sind deshalb unmöglich. Angesichts der jüngsten Erfahrungen mit platzenden Spekulationsblasen und rasanten Kursausschlägen kann man diese Theorie getrost zu den Akten legen – gerade Finanz- und Immobilienmärkte sind extrem anfällig für Über- und Untertreibungen und somit alles andere als stabil und effizient. So wurden die Risiken von Staatsanleihen lange Zeit systematisch unterschätzt und führen zu massiven Fehlinvestitionen. Langsam setzt sich die Erkenntnis durch, dass die Märkte eben nicht immer richtig liegen und deshalb reguliert werden müssen.

Ähnliches gilt für die Inflationssteuerung in der Geldpolitik: Notenbank-Guru Alan Greenspan vertrat die Auffassung, dass die Notenbank nur eins tun kann, um für Stabilität in der Wirtschaft zu sorgen: Die Verbraucherpreise stabil zu halten. Blasen solle man nicht bekämpfen, sondern auf deren Platzen warten und dann Schadensbegrenzung zu betreiben. Tja. Bei solchen Spekulationsplasen, wie denen, die zu den bekannten Banken- und Finanzkrisen geführt haben, ist eine Schadensbegrenzung gar nicht mehr möglich. Zentralbanken müssen neben der Inflation auch Vermögenspreise und Kreditvolumen im Auge behalten – was passiert, wenn sie das nicht tun, haben wir gerade erlebt. Wobei EZB-Direktor Jörg Asmussen nicht unrecht hat, wenn er sagt, dass neues ökonomisches Denken und Notenbanken ein Widerspruch in sich seien.

Gute alte Zeiten: Marktteilnehmer in Aktion

Gute alte Zeiten: Marktteilnehmer in Aktion

Das Fazit jedenfalls fällt wenig ermutigend aus: Das alte Denken in der Ökonomie hat zwar nicht funktioniert, von einem neuen Denken ist aber nicht viel zu sehen. Dafür werden alte Denker wieder ausgegraben – nein, nicht Karl Marx, wobei es kein Fehler wäre, wenn die Ökonomen auch mal ins Kapital schauen würden. Genannt werden nun wieder Namen wie Joseph Schumpeter, Hyman Minsky und Irving Fischer.

Schumpeter vertritt in seinem Hauptwerk „Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie“, das 1942 erschien, die Annahme, dass der Kapitalismus eines Tages zu Grunde gehen werde – und zwar nicht wegen wirtschaftlicher Fehlentwicklungen oder infolge einer gewaltsamen Revolution, sondern paradoxerweise auf Grund seiner Erfolge: Diese schaffen nämlich Bedingungen, unter denen das System nicht überleben kann. Der Punkt scheint inzwischen erreicht zu sein. Leider scheint Schumpeter aber damit zu irren, dass eine solche Situation zwangsläufig einen Übergang zum Sozialismus zur Folge haben werde – das wäre natürlich vernünftig, aber wie wir auch gesehen haben, ist Vernunft bei Wirtschafts- und Politikberatern, aber auch beim schlichten Mensch auf der Straße nicht unbedingt vorhanden. Man sollte sich allerdings auch nicht darauf verlassen, dass Marx bereits von der Geschichte widerlegt sei: Bei der derzeitigen Verelendung der Massen, wie sie nun in Europa, aber auch in den USA inzwischen eingesetzt hat, kommen vielleicht auch revolutionäre Gedanken wieder in Mode.

Über modesty

Akademisch gebildetes Prekariat. Zeittypische Karriere: anspruchsvolle Ausbildung, langwieriger Berufseinstieg, derzeit anstrengender, aber schlecht bezahlter Job mit unsicherer Perspektive. Vielseitige Interessen, Literatur, Film, Medien, Wissenschaft, Politik, Geschichte, Gesellschaft, Zeitgeschehen. Hält diese Welt keineswegs für die beste aller möglichen, hofft aber, dass sie besser werden kann. Möchte gern im Rahmen der bescheidenen Möglichkeiten dazu beitragen.
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40 Antworten zu Finanzkrise als Glaubenskrise: Die Irrtümer der Ökonomen

  1. kingkenny7 schreibt:

    Wirklich guter Text. Eine Frage stelle ich mir immer wieder: Wann ist der Kapitalismus eigentlich gescheitert? Oder anders: Was muss geschehen, bis ein Scheitern des Kapitalismus mehr oder weniger allgemein anerkannt wird?

    • Tabul A. Raza schreibt:

      Wenn Du mit „allgemein“ die breite Masse meinst, lautet die Antwort vermutlich: das wird nie passieren, daß der Kapitalismus allgemein als gescheitert anerkannt wird. Die Armen lieben die Reichen und Schönen, die Könige, Prinzessinnen und Erfolgreichen. Eher würden sie denen ihren letzten Hartz-IV-Groschen schenken und sich dann selbst ans Kreuz nageln, als die sich wegzuwünschen.

  2. Capitalista schreibt:

    “ Was muss geschehen, bis ein Scheitern des Kapitalismus mehr oder weniger allgemein anerkannt wird?“

    Wenn alle rote und braune Parteibücher haben.

    • modesty schreibt:

      Unsinn. Ein braunes Parteibuch geht sehr gut mit Kapitalismus zusammen. Dümmliche Propaganda dieser Art ist zwar nicht auszurotten, hat aber nichts mit der Realität zu tun.

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  4. Tom schreibt:

    Dafür daß der Kapitalismus dauernd scheitert, ist er noch weltweit erstaunlich lebendig. Dagegen wirkt der Sozialismus ziemlich tot. Anfangen kann man mit diesen Formeln eigentlich nichts, sondern es stellt sich nur immer wieder die selbe Frage: Mehr oder weniger regulieren? Hier in Indonesien versucht man gerade aus der nicht funktionierenden Regulierung der Vergangenheit möglichst sanft herauszukommen, und Millionen Indonesier würden mit der europäischen „Verelendung“ gerne tauschen.

    • modesty schreibt:

      Dass weltweit Millionen Menschen lieber in Europa verelenden würden, als in ihren eigenen Ländern, glaub ich gern – das ist meiner Meinung nach aber kein Beleg dafür, dass der Kapitalismus so prima funktioniert, sondern im Gegenteil ein Beleg dafür, dass der Preis dafür, dieses Monster weiterhin existieren zu lassen, verdammt hoch ist.

      • Tom schreibt:

        Findest Du nicht, dass „Verelendung“ ein etwas übertriebener, ideologischer Begriff ist? Kapitalismus funktioniert, weil er weltweit ein Grundprinzip allen wirtschaftlichen Handelns ist, und Sozialismus tut das nicht, weil es sich nur um eine Idee handelt. Und ganz offensichtlich scheitert Kapitalismus nicht, sondern es gibt ein logisches Auf und Ab. Auch die Idee der Gleichheit ist nur eine Fiktion, die schon rein technisch nicht funktioniert, sobald irgendwo durch Handel Kapital akkumuliert wird. Und dann sollte man in der Diskussion sauber trennen zwischen den Marktteilnehmern und den grossen Betrügern, die nicht wie im Comic-Strip als verschwörerische „Monster“ isolierbar sind, sondern sich in allen Gesellschaftsschichten finden. Die populären alten Märchen helfen nicht weiter, aber wer ist dazu in der Lage, sich mit Ökonomie wissenschaftlich zu beschäftigen und daraus Handeln abzuleiten?

      • modesty schreibt:

        Das meine ich absolut nicht: In Spanien und Griechenland verlieren immer mehr Menschen ihren Job und es fallen auch immer mehr aus den sozialen Sicherungssystemen, weil diese unter dem Spardiktat abgebaut werden. Die Leute fliegen aus ihren Wohnungen, weil sie die Miete/Hypotheken nicht mehr zahlen können. Immer mehr Menschen leben auf der Straße, von der Hand in den Mund. Was ist denn daran kein Elend? Und hierzulande werden die Leute auch mit immer weniger abgespeist – im in diesem Jahr bekamen Hartz-IV-Empfänger im durchschnitt so wenig Geld wie noch nie seit Einführung von H4. Verhungern tun die damit noch nicht, aber auch hier ist es soweit, dass Vereine Geld sammeln, damit Schulkinder eine warme Mahlzeit pro Tag bekommen. Und zwar nicht, weil die Eltern das Geld versaufen – wenn die Mietkosten die vorgesehen Sätze übersteigen, bleibt halt nichts mehr fürs Essen, für Kleidung sowieso nicht. Und das alles, weil der Kapitalismus so gut funktioniert! Weil die Besitzenden die Macht haben, diejenigen, die von ihrer Arbeit leben müssen, so unter Druck zu setzen, dass sie auch noch das letzte Hemd hergeben, damit das Geldverdienen weiter gehen kann. Kapitalismus ist eine gewaltsam durchgesetzte Ideologie und kein Naturgesetz. Darauf kann man ziemlich schnell kommen, wenn man sich wissenschaftlich mit Ökonomie beschäftigt.

  5. Stephan schreibt:

    Der Kapitalismus wird nicht so schnell scheitern. Die Schere wird nur immer größer! Die Mittelschicht bricht immer mehr weg und die wenigen „Reichen“ werden alles dran setzten, dass der Kapitalismus so funktioniert, wie SIE es sich wünschen. Der Rest muß nach deren Pfeife tanzen!

  6. Violet Teki schreibt:

    Denke schon, dass das System bald zusammenbricht, denn genaugenommen kann das nicht ewig so weiter gehen, denke aber, dass danach ein besserer Neubeginn möglich ist.
    http://gesellschaftswandel.wordpress.com

  7. Kurator schreibt:

    Privatkapitalismus (Kapitalismus) und Staatskapitalismus (Sozialismus) sind zwei Seiten der gleichen Medaille. Sie rühren das Geldtabu nicht an. Wer sich mit dem Tabu (wie kommt Geld in die Welt) nicht beschäftigen will, kann nur in die vorbereitete Falle laufen und Kapitalismus/Sozialismus gut oder schlecht finden. Er findet dabei viele Freunde, ob sie Schumpeter, Irving Fisher oder Marx heißen. Wir ändern die Geldschöpfung, indem wir Rheingold verwenden: http://rheingoldblog.wordpress.com

    • Violet Teki schreibt:

      bzw. andere alternative Geldformen, Tauschkreise etc. – finde ich nur wichtig zu betonen, denn nur EINE neue Form bringt ja auch wieder nichts.

      • Kurator schreibt:

        Völlig richtig. Eine Pluralität der Gelder ist sinnvoll. Deswegen kooperiert Rheingold auch mit BitCoin, Urstromtaler, Joytopia usw.

      • Violet Teki schreibt:

        Dann wünsch ich guten Erfolg, leider habe ich noch kein System gefunden, mit dem ich so wirklich was anfangen kann, aber vielleicht muss ich mich auch mal wieder mehr damit beschäftigen.

  8. Tom schreibt:

    Im DDR-TV verelendete die BRD schon immer. Zu glauben, es gäbe 1 System, in dem es immer allen gut geht, ist Religion. Deine Verallgemeinerungen sind weit entfernt von Wissenschaftlichkeit. In Boom-Ländern wie Indonesien und China, die wirkliches Elend und wirkliche Katastrophen kennen, und wo alle sozialistischen Experimente sichtbar versagt haben, ist der enthemmte Kapitalismus gerade der treibende Faktor. Niemand kann ernsthaft erwarten, daß alle krisenfrei davon profitieren, aber es gibt deutliche Fortschritte im Lebensstandard. Die Frage ist, ob man zum Krisen-Management bereit und in der Lage ist, oder ob man sich lieber nach der großen Theorie mit dem sehr langen Bart sehnt.

    • @Tom
      wo siehst Du in diesem thread DDR-TV?

      Sei doch mal ehrlich. Wenn ich Dein blog betrachte, habe ich den eindruck, daß Du ein imperialist im kleinstformat bist. Ich bin kein moralist – ist in ordnung, daß Du Dir nach den gegebenheiten eine niesche suchst, in der Du leben kannst. Jedoch konkurrierst Du in einem drittweltland mit Deinen erstweltmöglichkeiten – da muß man auf die »naturgegebene« übelegenheit des »erstweltmenschen« nicht lange warten.

      Selbstverständlich, wenn Du als reisbauer in indonesien einen reibach mit der krise machen kannst, ist das für Dich prima – Du entziehst damit allerdings anderen menschen die lebensgrundlage – und da denke ich zu allererst an die menschen, die sich nicht in europa noch irgendwie ernähren können.

      In europa übrigens gibt es keinerlei fortschritte im lebensstandard. Im gegenteil. Informiere Dich darüber.

      • Tom schreibt:

        Im DDR-TV verelendete die BRD permanent. Das musste so sein. Es war genauso klischeehaft wie Deine 3.-Welt-Sicht. Du bist eine klassische Blog-Moralistin mit einem Horizont bis zum nächsten Medienbericht.

  9. modesty schreibt:

    Jetzt ist aber mal gut, Tom. Es gibt seit mehr als zwanzig Jahren kein DDR-Fernsehen mehr. Und nicht alle, die deine Weltsicht nicht teilen, sind deshalb dumm. Wie wäre es, wenn du deinen Horizont zur Abwechslung mal mit aktuellen Medienberichten erweiterst?

    • Tom schreibt:

      Eben! Das ist es ja. Stattdessen ist das DDR-TV verendet. Ich bemüh mich ja schon, euern hohen Ansprüchen gerecht zu werden und habe bereits bei einer Lehrerin deswegen angefragt, wie das mit der Verelendung der Schulkinder ist. Ich bin immer bereit dazuzulernen. Hier ist das nämlich so, daß der Verelendungstandard bei Schulkindern inzwischen die Handphone und Laufschuh-Phase erreicht hat und z.Z. auf die Tabletts zielt.
      Der letzte übrigens, der mir wie Mechthild derartige Papp-Schilder anzuheften versuchte, war Rolf Heißler. Hauptberuflich Bankräuber und Killer, billigte er mir wenigstens zu, daß ich auch Gutes bewirke. Doch ebenso im Besitz der großen, alles erklärenden Theorie, war ihm das nicht genug. Während bei euch die praktische Erfahrung der 3.Welt so etwa bei 0 liegen dürfte, hatte er wenigstens in afrikanischen Ausbildungslagern gelernt:

      Che lebt

  10. modesty schreibt:

    Naja, kommt halt immer drauf an, wen man fragt. Ich kenne eine Lehrerin, die morgens Butterbrote schmiert, nicht für sich, sondern für Schüler, die hungrig in die Schule kommen. Und ich kenne auch Leute, die nur noch ein (Prepaid)-Handy haben, weil sie sich den Festnetzanschluss nicht mehr leisten können.

    • Tom schreibt:

      Und hier ist die Antwort:
      „Wir haben Kinder an der Schule, bei denen das Geld knapp ist. Aus welchen Gründen kann ich nur mutmaßen und auch das steht mir nicht zu, finde ich.
      Wir haben gute Erfahrungen mit dem Bildungspaket gemacht. Wenn man die Bürokratie durchschaut hat (und dafür bekommen wir immer schnelle Hilfe vom zuständigen Jugendamt), dann ist das keine schlechte Sache. Für spezielle Schulausflüge etc. haben wir einen Förderverein, der unbürokratisch hilft, wenn Hilfe nötig ist. Kinder, die Hunger leiden, haben wir in unserem Einzugsgebiet nicht.
      Egal, welche Formen Armut annimmt, wichtig ist, dass man die Augen offen hält und auf Zeichen achtet. Denn nur so kann man von außen eingreifen.
      Das ist auch gefragt, wenn es um das Kindeswohl geht. Mit solchen Fällen haben wir leider mehr mit zu tun.“
      http://primimaus.wordpress.com/2012/04/19/gut-gebrullt-lowe/

  11. Pingback: Gold & Geld | Flaschenpost

  12. reiner tiroch schreibt:

    ökonomen bringen genau das hervor was gewisse Stellen hören wollen. das ist so wie bei den Umfragewerten wo sich die FDP immer über 5% geben lässt. Der kapitalismus hat sich selber gerichtet durch pausenloses manipulieren. die retterei beginnend mit Mio, ist im Billionenbereich, aber eine Bekämpfung oder gar eine Beseitigung der Krise, ist wie die Hoffnung auf einen Lotto 6er. daher wird der unvermeidliche zusammenbruch äusserst brutal für alle ausfallen. Nur Insider, Nutznießer, verbrecher u.a. werden ohne große Verluste draus hervorgehen.

  13. Violet Teki schreibt:

    Mittlerweile klingen sowohl Kommunismus, Sozialismus aber auch schon Kapitalismus, besonders in der gerne verwendenten Variante Turbokapitalismus schon sehr bedrohlich, fast verbreiten die Worte schon ein wenig Angst.
    Ich glaube die Wahrheit wird dazwischen liegen, viele Ideen der Kommunisten waren ja nicht mal so schlecht, die Umsetzung ist aber total fehlgeschlagen. Letztendlich geht es auch um einen notwendigen Wandel in den Einstellungen der Menschen, sobald Gier im Kapitalismus durchschlägt und es ein Kampf gegen alle wird, bzw. Lethargie in einem kommunistischen System dazu führt, dass letztlich zwar allen alles gehört, aber kein was davon hat, dann läuft alles schief.
    Ich meine, dass ein System mit Bedingungslosem Grundeinkommen, einer wirklich pluralistischen Gesellschaft, wo auch Alternative Gesellschaftsformen zulässig sind, gekoppelt mit einer ethischen Lebensweise (egal ob spirituell oder säkular motiviert) ein Ansatzpunkt wären.

    • @Violet Teki
      eine »ethische lebensweise« als alternative gesellschaftsform zu betrachten ist eine merkwürdige idee: Was heißt denn das?
      Doch nichts anderes als eine lebensweise »den sitten entsprechend« zu fordern – und das ist doch genau das, was überall läuft: An jedem ort der welt wird nach den dort üblichen sitten verfahren – in sofern ist es absurd, das für einen »ansatzpunkt« zu halten.

      Das BGE ist die bankrotterklärung jeder »alternativen idee«. Wer ein BGE fordert, will, daß es arme schlucker geben soll, die auf derartige »wohltaten« angewiesen sind – und es auch bleiben sollen. Die breite mehrheit erarbeitet den reichtum, bleibt selbst aber arm, daran ändert dieses lächerliche grundeinkommen nichts, egal welches modell und in welcher höhe. Mit dem BGE ist immer die erwartung verknüpft, daß die leute dann kostenlos oder billiger arbeiten, es bedeutet also kostensenkung für die, die arbeiten lassen, am arbeitszwang würde sich dadurch wenig ändern.

      Im übrigen ist es mir nicht egal ob ich in einem spirituell geprägten oder säkulären staat lebe. Schon allein weil ich etwas gegen herrschaft habe, aber wenn das mit der staatlichen herrschaft schon sein muß, braucht man keine wie auch immer geartete ausgedachte herrschaft zusätzlich!

      Das ist eine komische idee. Die leute sind ohnehin schon bereit die krudesten sachen zu glauben. Man glaubt lieber an die »unsichtbare hand«, die angeblich den markt lenke, als daran, daß man planen könnte, wie man alle menschen mit dem lebensnotwendigen und mit schönen sachen versorgen könnte. Die leute glauben, es sei ein wunder geschehen, wenn am schluß jede verkaufte ware ihren käufer gefunden hat. Stattdessen könnte man auch darüber nachdenken, wie man sich organisieren könnte, damit alle ein nettes leben haben.

      Aber das würde dann zum kommunismus führen – den hat es bisher übrigens in keinem land der welt gegeben. Die Bürger im Realsozialismus waren, im gegensatz zu derzeitigen verhältnissen alles andere als »lethargisch«, die wollten etwas an den verhältnissen ändern.

      Entweder hat man ein system, das privateigentum an produktionsmitteln zuläßt oder man hat ein system das produktionsmittel vergesellschaftet. Das sind zwei grundsätzliche gegensätze, da gibts kein mittelding.

      • Violet Teki schreibt:

        „Stattdessen könnte man auch darüber nachdenken, wie man sich organisieren könnte, damit alle ein nettes leben haben.“
        Das sollte letztendlich das Hauptziel sein, eine Messung des „Glücksindex“ anstatt Wirtschaftswachstum, BIP und sonstigen statistischen Sinnlosigkeiten. Wie man zu dem Ziel kommt, kann niemand wirklich sagen. Denn wer das behauptet, lügt. Die Vorgänge sind zu komplex, als dass man das mit Sicherheit prognostizieren kann.
        Das ist leider auch das große Problem dabei. Denn wenn heute jemand mit einer neuen Idee á la BGE kommt, dann wird ja meist einfach mal behauptet, das geht sich nicht aus, das ist nicht zu finanzieren – abgesehen davon, dass ein BGE-System mehr bedingt als nur einfach die Einführung des BGE selbst. Mann muss sich schon genauer mit den darin zugrundeliegenden Grundideen und Konsequenzen beschäftigen.

        Ein BGE ist keine Mindestsicherung!

        Mit ethischer Lebensweise war hier einfach gemeint, ein verstärktes Abbauen des Egoismus zugunsten eines gemeinschaftlichen Denkens. Vielleicht kann dies aber auch durch Ändern der Grundlagen, was man mißt (Glücksindex statt Wachstum zb) erreicht werden – denn wenn ich heute helfen will (etwa bei Caritas, Rotes Kreuz, etc..) dann will ich das tun, denke dann an meine fehlende Zeit und naja, …. und dann läßt man es bleiben, wenn ich damit aber vielleicht sogar noch dem gemessenen Glücksindex diene sich zu verbessern und ich dafür Anerkennung erhalte, dann tut man es schon eher, oder?

      • Neu ist die idee mit dem grundeinkommen ehrlich nicht, da steckt die uralte idee der staatlichen umverteilung drin.

        Ein vordenker des gundeinkommens war in den frühen 60er jahren der von mir keinesfalls geschätzte neoliberale us-amerikanische ökonom Milton Friedman. In den späten 70er jahren kamen bei den spontis derartige gedanken auf, im bewußtsein, daß die masse nicht »mal spontan« revolution macht, kam bei denen die idee auf, daß es dann »ja wenigstens« ein grundeinkommen geben solle – also »minimalstlösung statt sozialismus« quasi . Die FDP hat das seit ca. mitte der 90er im programm, zur verbilligung des sozialstaats.

        Inzwischen dürfte es gut 15 jahre her sein, daß ich zum ersten mal von der idee des BGE hörte, fand sie anfangs gut – inzwischen bin ich nach genauem überlegen absolut dagegen. Und nicht, dies billig-argument habe ich auch nicht verwendet, weil das nicht finanzierbar sei.

        Es ist ein widerspruch, nichts gegen privateigentum, den kapitalistischen produktionsprozeß und die damit einhergehende ausbeutung zu haben, dann am schluß aber zu verlangen, daß dann am wenigstens ein paar krümelchen an alle verteilt werden sollen.

        Daß das BGE keine mindestsicherung sei, ist kein naturgesetz, sondern Dein wunschdenken. Du hast keinen erziehungsauftrag, den leuten Deine »ethische« sichtweise beizubiegen, die leute sind nicht Deine kinder – die wissen sehr wohl, was gut für sie ist. Übrigens halte ich nichts von »umerziehung«.

        Das arbeitsleben ist nicht dafür da, »glücksmomente« zu verschaffen. In erster linie ist arbeit mühsal, die man auf sich nehmen muß, um leben zu können. Jedwede form von hilfseinrichtungen gibt es nicht, weil es menschen gibt, die dringend hilfe brauchen könnten, sondern weil man aus der hilfe ein geschäft machen kann. Dagegen hilft keine moral.

        Meines erachtens wäre es eine durchaus sinnvolle idee, den menschen nicht mehr durch geld von seinen bedürfnissen zu trennen, also das geld abzuschaffen. Keinesfalls »tauschgesellschaft«, sondern jeder, der kann und will macht was und alle bekommen den bedürfnissen entsprechend.

  14. modesty schreibt:

    Sehe ich auch so. BGE ist eine andere Form der Umverteilung, und die wird nur mit knirschenden Zähnen gemacht, um die Leute bei der Stange zu halten. Wer im Ernst glaubt, dass diese unsere Gesellschaft irgendwann einmal eine Grundsicherung beschließen würde, mit der man halbwegs komfortabel leben kann, hat definitiv nicht kapiert, wie diese Gesellschaft funktioniert. Ich halte es durchaus für möglich, dass das BGE demnächst kommt, aber es wird so kommen, wie etwa CDU-Althaus sich das vorgestellt hat: Als unbürokratische Grundsicherung, von der man auf keinen Fall leben kann, damit man erst recht gezwungen ist, irgendwas zu arbeiten. Dass mehrere Millionen Menschen derzeit Grundsicherung zu bekommen, ohne dafür arbeiten zu müssen, ist der Politik doch ein Dorn im Auge. Das wird man gerade in Krisenzeiten noch weniger tolerieren als bisher – und weil es in Krisenzeiten immer mehr Arbeit gibt, für die keiner mehr bezahlen will, wird man die Leute zwingen, sie halt so zu machen.

    • Den Althaus von der CDU hatte ich beim schreiben zwar im hinterkopf, habe aber glatt vergessen, ihn zu erwähnen. Die idee mit dem BGE ist so bescheuert, daß man ehrlich fürchten muß, daß das kommt.

      Völlig richtig, der politik ist es ein dorn im auge, daß man derzeit noch h4 bekommen kann, ohne zwangsweise zu arbeiten. Die leute werden zwar oft schickaniert, jedoch gibt es immerhin noch einklagbare rechte, selbst wenn die letzten dreckjobs als »soziale wohltaten« verkauft werden.

  15. hanskolpak schreibt:

    Wirtschafttheorien sind keine Wirtschaftspraktiken, oder?
    Frei ist, wer weniger Geld ausgibt, als er einnimmt. Warum? Gold und Silber dienen dem Werterhalt, Sachvermögen und Papiervermögen verfallen. Immobilien sind Zeitbomben, weil die Gebäude verfallen und die Grundstücke einer nicht überschaubaren Abgabenlast unterworfen sind.
    Fähigkeiten und Beziehungen stehen noch über Gold und Silber, denn solange ein Mensch lebt und gesund ist, kann er etwas erschaffen, als Selbständiger oder Freiberufler scheinbar aus dem Nichts. Lohnsklaven und Schuldsklaven sind die Gelackmeierten, da helfen auch keine Wirtschaftstheorien.
    Wir leben in einer Gesellschaft, zum Zerreißen gespannt zwischen der verlogenen Kreditpropaganda von Geldverleihern und der entwürdigenden Bevormundung durch Sozialbehörden. Die Ausgangslage ist für alle gleich: Die Ärmsten sind genauso betroffen wie die Reichsten, auch in einer sogenannten Mittelschicht schnappt die Falle zu.
    Es ist ein Verdienst von Walter K. Eichelburg, mit seinem Internetauftritt http://www.Hartgeld.com eine Bresche durch das Dickicht irreführender Parolen zu schlagen – und das sogar kostenlos. Sich öffnen, lesen und tun, das muß jeder selbst. Ich blicke auf niemanden herab, war es doch für mich selbst kolossal schwer, in Geldfragen endlich erwachsen zu werden, obwohl ich in meinen Eltern stets ein sehr gutes Vorbild hatte. Nur, es kam bei mir nicht an, weil ich mich anderen Programmierungen ausgesetzt habe. Deshalb ruht die Verantwortung für meinen Weg auch auf meinen eigenen Schultern. Niemand sonst gebührt der Schwarze Peter in diesem perfiden Spiel, nur mir selbst.
    Hans Kolpak
    Deutsche ZivilGesellschaft

    • Ohne den verdienstreichen internetauftritt von Walter K. Eichelburg wäre ich sicher nie darauf gekommen, daß es nicht lohnt, häuser zu kaufen, weil die von einem blitz getroffen werden können oder sogar umkippen!

      Auch bringt es nichts, brot zu kaufen, denn das kann man bloß essen und danach wird es in rasanter geschwindigkeit zu scheiße! Auch solch erhellende erkenntnis wäre ohne einen Walter K. Eichelburg geradezu unmöglich gewesen.

      Wer wissen möchte, wer dieser grandiose Walter K Eichelburg eigentlich ist, lese bitte hier:
      http://www.esowatch.com/ge/index.php?title=Walter_K._Eichelburg

      Über den unsinn mit dem gold hat Jens Berger schon im vergangenen august geschrieben. http://www.nachdenkseiten.de/?p=10361

      Hieraus zitiere ich:
      Wer sein Vermögen wirklich gegen die „Hyperinflation“ von derzeit 2,4%(!) oder vor einem befürchteten Kollaps des Kapitalismus schützen will, sollte sich wohl eher ein Sturmgewehr kaufen. Wer den Zusammenbruch des Wirtschaftssystems erwartet, sollte eher eine Kuh, ein paar Schweine und ein Stück Ackerland erwerben.

      Gold hat kaum einen anderen wert, als daß es sich zum ausstopfen hohler zähne eignet, man es wegen seiner guten leitfähhigkeit in der elektronik für platinen und so brauchen kann. Ansonsten wertloser tand: geht man mit einem goldstück zum Aldi, um ne tüte mehl zu holen bekommt man dafür nichts – ist keine anerkannte währung hier.

    • modesty schreibt:

      Was ist denn das für eine Welt- und Menschensicht?! Wer als armer Schlucker auf die Welt gekommen ist und deshalb ein Leben aus Lohnsklave fristen muss, hat sich nur selbst falsch programmiert? Wer dagegen vom Vermögen profitieren kann, das seine Altvorderen zusammengerafft haben, hat sich vermutlich vorgeburtlich schon mal richtig programmiert?

      Die Ausgangslage ist eben nicht für alle gleich, den Reichen geht es immer besser als den Armen, da hilft auch alle Freiheitspropaganda nichts. Und wenn mal wieder ein nationales Wirtschaftssystem zusammenbricht, wie derzeit in Griechenland zu beobachten – wem geht es dann besser und wem geht es schlechter damit? Die Reichen verlieren doch ihre Vermögen deshalb nicht, im Gegenteil, die radikalen Maßnahmen zur Massenverarmung werden ja veranstaltet, damit diese ihr Vermögen retten können. Wer ein paar Häuser besitzt, kann seine Mieter auch in der Krise noch weiterhin abzocken, wer sein Haus noch nicht bezahlt hat, und wegen der Krise den Job verliert, verliert das Haus dann an die Bank. So siehts aus. Egal, was irgendwelche Esoteriker über Gold schwafeln.

  16. Werter herr Kolpak,
    argumente liefern Sie keine. Wie sie oben völlig richtig schrieben: »Sich öffnen, lesen…«

    Für dinge, bei denen es nicht um glauben, sondern um wissen geht, muß man sich nicht »öffnen«. Man liest und versteht sie. Herr W.K. Eichelburg vermittelt kein wissen, sondern den glauben an etwas, damit verdient der sein geld.

    Zitat:Der Kommunismus kann nur ausgerottet werden, wenn genügend Menschen den Zauber der Freiheit herbeisehnen. Gold und Silber als Geld sind der Garant für Freiheit. Im Moment mit höchstem Gewinnpotential. Der geduldige Investor wird belohnt werden, dank dem verstehen wollen(…)

    Das von Ihnen verwendete vokabular läßt nicht unbedingt eine menschenfreunliche gesinnung vermuten. Ausrotten zu wollen, was einem nicht in den kram paßt, ist eindeutig faschistoides denken. Auch hier sucht man vergeblich nach argumenten, es gibt nur diesen gefühlsduseligen scheißdreck von freiheit.

    Edelmetalle kann man sich zwar gut als klunkern umhängen, sie in der schublade liegen haben oder sich damit hohle zähne ausstopfen, garant für ingendwas sind sie nicht.

  17. thomas schreibt:

    Es wird hier immer über den Kapitalismus gesprochen was versteht man genau darunter !?
    Wir müssen uns mehr damit auseinandersetzen wie Geld überhaupt ensteht bzw ins System kommt. Banken können viel mehr Geld verleihen als sie durch ihre Kunden bekommen.(Giralgeld)
    Sie arbeiten oft mit einem Hebel von über 10. So werden aus 10 000 € mal eben 100 000 €.
    Als wäre das nicht schon schlimm genug, kommt auch noch der Zinses Zins dazu.
    So müssen immer mehr Leute mit ehrlicher Arbeit die Zinseinnahmen der Elite( Kapitalstrolche)
    verdienen. Bis eines Tages das Volk nicht mehr kann. Also einfach das Geldsystem verändern.

  18. Pingback: Inflation der Ansprüche | Flaschenpost

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